Das Weinland Chile

Für ein Land aus der sogenannten „Neuen Welt“ bietet Chile eine lange und spannende Geschichte zum Thema Wein. Diese geht zurück ins 16. Jahrhundert.

Den spanischen Eroberern folgten schnell jesuitische Missionare, die mit grossem Eifer zahlreiche Klöster bauten und darum herum mitgebrachte Reben pflanzten; die Priester brauchten Messwein für ihre Gottesdienste.

Die mineralienreichen Böden, genährt vom Schmelzwasser aus dem nahen Andengebirge, dem idealen Klima der trockenen Sommer mit heissen Tagen und kühlen Nächten einerseits, und den regenreichen Winter anderseits, boten beste Voraussetzungen für die Weinproduktion. Das realisierten aber nicht nur die Missionare und ihre Gottesmänner, sondern auch die anderen Weinfreunde im Volk. Die Nachfrage und als Folge auch die Weinproduktion erfuhr einen kräftigen Aufschwung.

Das gefiel den Spaniern ganz und gar nicht. Sie wollten ihre heimischen Weine unters Volk bringen, die den langen Transport aus Europa mehr schlecht als recht überstanden hatten. Mit der Qualität der chilenischen Weine konnten sie aber nur schlecht konkurrenzieren.

So befahlen sie eine drastische Reduktion der Weinproduktion in Chile, wie auch im benachbarten Peru; dies aber mit mässigem Erfolg. Jedenfalls liessen sich die schlauen Weinbauern eine andere Verwendung ihrer Trauben einfallen und kreierten den bis heute erfolgreichen Pisco, ein Cognac-ähnliches Destillat.

Im Jahr 1641 wurde der Import chilenischer und peruanischer Weine in Spanien verboten.

Da Chile politisch an Spanien gebunden war, begannen chilenische Grundbesitzer sich in Richtung Frankreich zu orientieren, reisten nach Frankreich und begannen, französische Rebsorten nach Chile zu importieren.

1867 brach in Europa die Reblausepidemie aus, die im Laufe der Jahre alle Länder erfasste und erst 1915 unter Kontrolle gebracht werden konnte. Als Folge war die europäische Weinindustrie weitgehend ruiniert, was zur Folge hatte, dass viele französische – mittlerweile auch spanische – Winzer in die Neue Welt reisten um gesunde, widerstandsfähige Traubensorten nach Hause zu holen oder, wie in zahlreichen Fällen, sich gleich vor Ort niederzulassen und ihre eigenen Weingüter aufzubauen. Der Beginn einer wahren Erfolgsgeschichte.

Namen wie Errazuriz, Concha y Toro, Lapostolle, Montes, Laura Hartwig, Santa Rita, Rothschild u.v.m. prägen heute den chilenischen Weinmarkt. Nach Frankreich, Italien, Spanien und den USA zählen Chile und Argentinien mit je rund 13 Mio hl. Jahresproduktion zu den Giganten des weltweiten Weingeschäftes.

Heute erstreckt sich das Weingebiet vom Elqui Valley auf dem 30. Breitegrad bis zum Tal des Bio-Bio auf dem 39 Breitegrad, oder über rund 1’000 km. Die Produktion verteilt sich auf rund 75% Rotwein mit den dominierenden Sorten Cabernet Sauvignon (30%) und Merlot (15%), gefolgt von Carménère und Syrah und 25% weisse Sorten mit den Schwergewichten Sauvignon Blanc (10%) und Chardonnay (7%).

Dank der einzigartigen geografischen Position, eingerahmt zwischen dem Pazifischen Ozean und dem bis zu 6’000 m hohen Andengebirge, ist Chile als einziges Weinland der Welt bis zum heutigen Tag von der gefürchteten Reblaus und vom falschen Mehltau verschont geblieben ist. Dies hat wiederum hat zur Folge, dass auf die für deren Bekämpfung erforderlichen chemischen Mittel weitestgehend verzichtet werden kann. Die Produktion nach Bio Grundsätzen ist sozusagen von Natur aus vorgegeben. Auf der ganzen Welt werden die gewünschten Traubensorten auf dem besonders widerstandsfähigen „Americana“ Wurzelstock aufgepfropft; im Gegensatz dazu sind in Chile die verschiedenen Traubensorten wurzelecht.